Traum, II.
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1976, Sp. 1602 f


II. Moraltheolog.


Die Deutung von Träumen in dem Sinn, daß der Mensch aus ihnen Erkenntnisse über sich selbst u. Hinweise für sein künftiges Verhalten gewinnen will, ist sinnvoll, wenn ihr ein sachrichtiges Erschließen jener menschl. Wirklichkeit, die sich im T. auftut, zugrundeliegt. Thomas v. A. hält es für zulässig, von den Träumen auf ihre Ursachen u. von diesen wieder auf künftige Ereignisse zu schließen (S. Th. 2,2 q.95 a.6), wenn er auch natürl. noch nicht jenes Verständnis des T.es gewinnen konnte wie die moderne Tiefenpsychologie. Die Hl. Schrift rechnet sogar mit dem Kundwerden des Willens Gottes im T. (vgl. Num 12,6; Joel 3,1; Mt 1,20; 2,12 f.19; Apg 2,17; 16,9). Unverantwortl. ist es jedoch, sich im Verhalten von einer oberflächl. T.deutung bestimmen zu lassen. T.deutung kann auch den Charakter einer unerlaubten okkultistischen Betätigung annehmen.


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