Technik
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1969, Sp. 1204-1206


1. T. bezeichnet vorwiegend die durch Erkenntnisse der Naturwissenschaften ermöglichte planmäßige Ausnützung der Schätze u. Kräfte der Natur (Schöpfung) zur Deckung des menschl. Bedarfs; sie bildet einen wichtigen Teil der im weiteren Sinn verstandenen Kultur. Mit dem Fortschritt der Naturwissenschaften hat sich eine erstaunl. Entwicklung der T. verbunden, die dem Menschen vielfach bessere Lebensbedingungen (reichlichere Versorgung, ausgiebigere Freizeit), aber auch neue Schwierigkeiten u. Gefahren gebracht hat (etwa die Beschränkung des einzelnen auf einen in seinem Sinn nicht leicht erfaßbaren Teil des Arbeitsvorganges an der Maschine; die Anhäufung einer nicht menschenwürdig untergebrachten Bevölkerung in Industriezentren; die Drohung der Arbeitslosigkeit). Heute, im angebrochenen Atomzeitalter, ist der Mensch daran, nicht nur die Erde umzuformen, sondern auch in den planetarischen Raum vorzudringen u. so die Herrschaft über die gesamte Natur anzutreten; zugleich hat er es in der Hand, durch die "wissenschaftl. Waffen" ungeheure Verwüstungen anzurichten u. die Erde an den Rand der Vernichtung zu bringen (vgl. 2. Vat. Konz., IM 1; GS 5 33 54 80). Diese Gefahr wird umso größer, je mehr sich der Mensch v. der Welt der T. gefangennehmen läßt u. es verlernt, seinen Geist für Wirklichkeiten darüber hinaus offenzuhalten (vgl. GS 57); damit verliert er auch die Maßstäbe für die rechte Verwendung der T.


2. In sittl. Schau ist nicht die T. an sich abzulehnen; als Bereich menschlicher Kultur ist sie positiv zu werten (vgl. Johannes XXIII., PT 2 f, AAS 1963, 257 f). Es kommt aber darauf an, was der Mensch mit ihr anfängt (vgl. Pius XII., UG 654-678 2505-17 4688 f 6381-89 [DRM XV 519-531.383-388, XIX 94 f, XVIII 5-7]).

Ihm stellt sich die grundlegende sittl. Aufgabe, Maßstäbe dafür zu gewinnen u. zu bewahren, was er von dem technisch Möglichen tun darf u. soll. Sie ergeben sich letzl. nur v. der Bestimmung des Menschen selbst her.

Die T. wird dann richtig angewandt, wenn sie dem menschl. Aufstieg dient (vgl. GS 35), d.h. der Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen für eine wachsende Bevölkerung mit wachsenden Bedürfnissen (vgl. GS 5 54 64 87), der Beseitigung sozialer Ungleichheiten in der Welt (GS 63), der Verwirklichung v. Gerechtigkeit, Brüderlichkeit (Nächstenliebe), Menschlichkeit (GS 35), der Teilnahme der Menschen an den Segnungen der Kultur (vgl. IM 1; GE, Einl.).

Zur Weltaufgabe des christl. Laien gehört es, für eine solch sinnvolle Verwendung der T. zu sorgen (vgl. 2. Vat. Konz., LG 36).


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