Ordnung, sittliche
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1976, Sp. 1239 f


Die Gesamtheit aller sittl. verbindl. Weisungen wird auch als s. O. bezeichnet.


1. O. kommt in eine Vielheit von Dingen durch ihre Zusammenstellung nach einheitl. Gesichtspunkten. Wie das NT zeigt, wird im menschl. Leben mit seinen vielerlei Betätigungen durch seine Gestaltung nach der einen Grundforderung der Liebe O. geschaffen. Der Mensch ordnet (aktiv) sein Verhalten sittl., wenn er darin diesen Grundauftrag zu erfüllen strebt; seine Handlungen sind (passiv) sittl. geordnet, wenn sie diesem Auftrag entsprechen. Der Sinn der s.n O. ist es, dem Menschen zur Erfüllung seiner wesentl. Bestimmung zu verhelfen ("Wenn wir die O. im Leben einhalten, wird sie zu Gott führen; wenn wir sie nicht im Leben einhalten, werden wir nicht zu Gott gelangen", Augustinus, De ord. I 9,27, PL 32,990).


2. Die natürl. sittl. Erfahrung u. die Offenbarung zeigen dem Menschen, daß ihm nicht eine fertige s. O. mit völlig ausformulierten Weisungen (Normen) für sein gesamtes Verhalten übergeben ist. Aus dem AT u. dem NT wird deutl., daß Gott an den Menschen eine Grundforderung richtet, die vom Menschen selbst in Erkennen u. Handeln zu konkretisieren ist. Das Wort von der s.n O. darf daher nicht mißverstanden werden, als ob es sich um ein in allen Einzelheiten zeitlos gültiges starres Gefüge handle; die s. O. hat vielmehr insofern dynamischen Charakter, als sie immer wieder neu zu konkretisieren ist.


Zurück zum Index